Fotogalerie: Number Two. Anna Jermolaewa

Die 1970 in St. Petersburg geborene Künstlerin, die aus der Sowjetunion geflohen ist und in Österreich politisches Asyl erhielt, lebt seit 1989 in Wien. In ihrer Arbeit erweist sich Anna Jermolaewa als genaue Beobachterin des menschlichen Zusammenlebens, seiner gesellschaftlichen Bedingungen und politischen Voraussetzungen.

Adresse: Schlossmuseum Linz. Schlossberg 1, 4020 Linz

Telefon: +43 (0) 732 7720 52 300

Ausstellungsdauer: 23.11.2022 - 05.03.2023

Kuratiert von: Gabriele Spindler

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Oft sind es scheinbar unbedeutende, alltägliche Manifestationen der conditio humana, die sie in kritischer, gleichzeitig aber humorvoller Art und Weise hinterfragt.

Videos, Fotografien und Zeichnungen und raumgreifende Inszenierungen und Installationen.

Doppelgänger. Lenin, Stalin, Gorbatschow und Putin. Sie erzählen, wie es sich als Persönlichkeiten der komplexen russischen Geschichte lebt.

2009 entstand das Video "Kremlin Doppelgänger". Einer von zwei Schauplätzen ist Moskau, genauer der Rote Platz, das architektonisches Symbol dieser Stadt und für Russland.

Für Political Extra organisierte die Künstlerin eine bezahlte Massendemonstration auf der Biennale in Moskau. Es wurden hundert Demonstranten angeheuert, um sowohl für als auch gegen die Biennale zu demonstrieren.

Indem sie gegen ein kleines Honorar ihren politischen Körper verkauften, werden die Demonstrierenden zu bloßen Symbolen einer gekauften Medienmanipulation unter dem Deckmantel einer demokratischen Form des Protestes.

Kurz bevor sich Jermolaewa einer Brustkrebsbehandlung unterziehen musste, reiste sie und ihre Tochter zu ihrer Familie in die USA. Gemeinsam unternahm sie dort eine Perücken-Einkaufstour.

Videoskulptur, Monitor, gebrauchte Perücke. Video 27:32 Min.

Diese Serie analoger Fotografien zeigt die Tochter der Künstlerin mit Kinderspielzeug, das manchmal (unbewusst?) geschlechter-normatives Verhalten fördert.

Fotoserie

In der Sowjetunion der Nachkriegszeit war der Besitz von Schallplatten mit Popmusik aus dem Westen verboten. Ein Tontechniker in Leningrad entwickelte daher eine Alternative zum gefährlichen Schmuggel: er kopierte illegale Musikalben auf von Krankenhäuser entsorgten Röntgenbilder.

Ribs, 2022

Schon seit über 250 Jahren haben einige Katzen den Mitarbeiterstatus in der Eremitage in St. Petersburg. Die ersten Katzen bestellte die Zarin Elisabeth, die große Angst vor Ratten und Mäusen hatte per Verdikt von 1745 aus Kazan zum Dienst in die Eremtiage, die damals noch ein Holzbau war. Seit jeher leben Katzen in dem Museum und leisten ihren Dienst.

Hermitage Cats Instalation: 40 Fotografien, Wandfarben, handgeschriebene Texte und Zeichnungen, Grafische Sammlung

Ein kurioses Objekt an einem einsamen Strand auf einer Insel in Kambodscha: Anna Jermolaewa entdeckt das scheinbar selbst gebaute schwimmende Konstrukt bei einem Spaziergang und fotografierte es vor dem blauen Meer und den bewaldenten Hügeln der Inseln. Das befremden, mit dem Jermolaewa uns das Objekt ohne weitere Erklärung präsentiert, öffnet ein weites Feld an Vorstellungen, Assoziationen, Wünschen und Abgründen, die wir im Kontext der Ereignisse der letzten Jahre aber auch mit Flüchtlingsbewegungen konnotieren.

Farbfotografie, 2016

Eine provisorische Tribüne in der Mitte eines Feldes in Litauen. Der Betrachter/ Die Betrachterin dieses Bildes kann nur mutmaßen, was von diesen einsamen Sitzen aus zu sehen sein soll.

Farbfotografie, 2022

Zu der Auswahl bedeutender Arbeiten aus ihrem 25-jährigen Schaffen kommt die Videoinstallation "Singing Revolution". Anna Jermolaewa war dafür im Sommer 2022 – der Krieg in der Ukraine tobte bereits – nach Estland, Lettland und Litauen gereist.

3-Kanal-Videoinstalllation, 37 Min.

Eigens für die Ausstellung entstand die Fotoserie "Hostile Architecture". Beispiele dafür, wie sich benutzerunfreundlich gestaltete Stadtmöbel gegen Obdachlose und sozial Benachteiligte richten.