Dass es doch nicht so schlimm ausgegangen ist, ist dem Umstand zurückzuführen, dass noch das Fallschirmfliegen in meinem Freizeitangebot vorhanden war.
Für diese Aktivität habe ich nicht einmal den versucht gestartet, eine Lizenz zu erhalten. Es gab dafür auch kein spezielles Motorboot, sondern meinen Jeep.
Den ganzen Sommer über fuhr ich mit den Leuten auf verschiedenen Feldwegen in der Umgebung von Gabo de Gata und befestigte hinten am Fahrzeug eine 300 m lange Leine, um den Fallschirm langsam mit einer Person auf eine Höhe von etwa 80 - 100 m zu ziehen.
Nach 5 - 10 Minuten war der Flug beendet und der nächste startete. Es dauerte nicht lange, bis das Fallschirmfliegen zum Gesprächsthema des Tages wurde und immer mehr Leute aus der Hauptstadt Almería kamen, um diese völlig neue Sportart auszuprobieren.
Wie jedes Mal bei meinen Aktivitäten der letzten Jahre musste ich kreativ sein, um mögliche Probleme zu umgehen.
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Es gab mehrere Hindernisse zu bewältigen. Das erste Problem war, dass mein achtzylindriger Jeep ca. 20 Liter Super Benzin verbrauchte und längere Fahrten zu den Fallschirm-Startplätzen mit dem fürs Auto zugelassenen drei Personen + Fahrer bei den niedrigen Flugpreisen, die man hier verlangen konnte, unrentabel waren.
Diese Aufgabenstellung wurde aber schnell gelöst. Das Hardtop wurde abgeschraubt und die Sitze entfernt. So konnte der Wagen mit bis zu 10 Erlebnishungrigen aufgefüllt werden und jeder Flugtag wurde dadurch rentabel.
Landrover Santana der Guardia Civil, 1970 und 1980 Jahre. Dieses Model wurde in Lizenz in Spanien gefertigt.
Das zweite Problem waren die Männer in Grün mit ihren lustigen Tricornio-Hüten und ihren alten Landrovern.
Die Guardia Civil, die militärisch organisierte Polizei aus Francos Zeiten, ist bekannt für ihre bis heute anhaltende Humorlosigkeit und uneingeschränkte Macht auch 10 Jahre nach dem Tod des Diktators und spanischen Generalissimus Francisco Franco.
Erst vor wenigen Monaten wurden hier in der Nähe nach intensiven Verhören zwei mögliche ETA-Mitglieder leblos in einem Brunnenschacht gefunden.
Vor jeden „Flugtag“ war es also wichtig, die Patrouillenzeiten der Guardia Civil im Auge zu behalten, aber dazu konnte ich mit der Unterstützung der Einwohner rechnen, den der Beliebtheitsgrad dieser Autorität ist in ganz Spanien unter Nordpoltemperaturen.
Die Sicherheitskräfte suchten vorrangig nach Schmugglern, die mit ihren Speedbooten über das Mittelmeer von Marokko und Algerien an den Stränden von Almería und Costa del Sol landeten. Früher wurden hauptsächlich Zigaretten geschmuggelt, heute sind es vor allem Drogen.
Der Torreón de Cabo de Gata gehörte einst der Guardia Civil.
Ach ja, noch ein Problem gab es, die obligatorische grüne Versicherungskarte für den in Wien zugelassenen Wagen war abgelaufen, die habe ich zwar kreativ modernisiert, aber war mich nicht sicher, ob diese Modernisierung gut genug war, um eine Überprüfung standzuhalten.
Aber alle möglichen Schwierigkeiten zu trotz verlief der Sommer problemlos, der Surfverleih funktionierte allerdings mehr als Kindertagesstätte, als eine Windsurfschule den tagsüber brachten mir die Eltern ihre Kinder für ein oder zwei Stunden vorbei, um Geschicklichkeitsspiele auf dem Board ohne Segel zu spielen und das machten sie lieber als Windsurfen zu lernen.
Und auch beim Fallschirmfliegen waren es unfallfrei Monate und keiner blieb oben oder landete zu unsanft auf der Mutter Erde.
Dadurch war das finanzielle Überleben für einige weitere Wochen gesichert.
Fallschirmfliegen (Parasailing) hinter einem Jeep
Wie bereits erwähnt, war ich in meinen Gedanken seit Monaten nicht wirklich hier anwesend. Inspiriert von den Büchern von Arnaud de Rosnay, einem französischen Baron, Fotografen, Abenteurer und Windsurfer, der vor 2 Jahren bei einer Windsurftour zwischen China und Taiwan spurlos im chinesischen Meer verschwand, plane ich entlang der spanischen Mittelmeerküste bis nach der Straße von Gibraltar zu surfen.
Für die rund 500 Kilometer lange Strecke werde ich mehrere Wochen benötigen, da es zu dieser Jahreszeit meist nur schwache thermische Winde wehen, die sich dazu noch im Laufe des Tages mehrmals drehen.
Nach meiner Ankunft in Tarifa im Atlantik hatte ich die Wahl, ob ich entlang der marokkanischen Küste Richtung Mauretanien oder entlang der spanischen Atlantikküste nach Portugal weiterfahren werde.
Für den ersten Teil der Fahrt war eingeplant, jede Nacht an Stränden zu schlafen, kein Plan war vorhanden, was sein wird, wenn der Tag "des letzten Peseten" angebrochen ist. Und das wird früher sein, als mir lieb sein wird.
Leuchtturm Cabo de Gata
Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt und war überzeugt, das ich irgendeine Arbeit zur gegebener Zeit finden werde, um meine Weiterfahrt zu finanzieren.
Ich war auch nicht beunruhigt darüber, dass die gesamte Ausrüstung für eine solche Tour nicht optimal war. Ein altes Board mit Schwert, das bereits den ganzen Sommer von den Schülern misshandelt worden war und dazu ein gebrauchtes Segel, das bei wenig Wind zu klein und bei stärkerem Wind zu groß war.
Eigentlich musste noch die ideale Windstärke erfunden werden, die für diese Kombination aus Segel und Windsurfboard geeignet wäre.
Ebenfalls gehörten zur Ausrüstung ein dünner, kurzer Neoprenanzug und ein Windsurf-Trapez.